Im Anflug - Island von oben
Der Abflug in Frankfurt ist auf 7 Uhr 30 angesetzt. Es heißt also früh aufstehen. P fährt uns zum Flughafen. Check-in problemlos, nicht einmal für unsere 15 kg Übergepäck wird ein Aufpreis gefordert. Dafür interessiert sich die Security für den Inhalt meines Fotokoffers. Das Blitzgerät mit den eingesetzten Batterien und einer Box Ersatzbatterien sah wohl beim Durchleuchten allzu sehr nach waffenfähigem Patronenmagazin aus. Special treatment daher in einem separaten Behandlungsraum. Das Blitzgerät wird mit einem Kunststoffstreifen abgetastet. Erinnert ein wenig an Wünschelrutengehen. Der Beamte scherzt angesichts meines Objektiv-Arsenals, dass die leider alle zurückbleiben müssten. Ich biete ihm Rat und Hilfe bei der Auswahl der besten Stücke an.
Der Kiosk am Gate D23 (der enzige weit und breit) schläft noch tief und fest. Also kein Kaffee. Und kein Wasser für unterwegs. Stattdessen hoffen auf die Versorgungslage bei Iceland Air.
Die erweist sich als ausgesprochen kostenbewusst. Zum Frühstück gibt es in einem dezent schwarzen Tiegel eine Scheibe Schinken, darüher hingebreitet eine gelbliche Masse, die zwischen Rührei und Käseomelett anzusiedeln ist, das Ganze überträufelt mit Kartoffelwürfelchen. Eine Tasse Kaffee. Ein Döschen Orangensaft (0,10 l). Schluss. Ich hätte mir eine etwas kulantere Getränkeverteilung auf dem Dreieinhalb-Stunden-Flug gewünscht. Es muss ja nicht Champagner mit Tomatensaft sein. Mineralwasser hätte durchaus genügt.
Mit an Bord: Eine Gruppe Pfadfinder in anachronistisch markiger Kluft. Und die U16-Mädchenauswahl des DFB, die zu einem Nordic Cup nach Reykjavik fliegt und deswegen das Endspiel um den Europacup verpasst. Wir haben die Plätze 33E und 33F in der Boeing 757-200. Das ist fast ganz hinten. So behindern wenigstens die Tragflächen nicht die Sicht. Denn F heißt nun einmal Fensterplatz.
Der Kapitän nimmt im Schlussanflug eine westliche Route grob parallel zur Südküste. Die Wolkendecke reißt immer wieder auf. Das gibt uns Gelegenheit zu einer ersten Vorschau auf das, was uns in Island erwartet.
Das Touri-Highlight an der südöstlichen Ringstraße: der Gletschersee Jökulsárlón, an dessen schmalem Abfluss zum Meer hin sich die Eisblöcke vom Breiðamerkurjökull stauen.
An den Flanken des Öræfajökull, des südlichen Ausläufers des Vatnajökull, ziehen sich etliche Gletscherzungen hinunter ins Tal.
Der breite Auslauffächer des Skeiðarárjökull zeigt aus der Vogelperspektive eine auffällige Zeichnung.
Nördlich von Selfoss vermischen sich der Abfluss aus dem Álftavatn und die gletscherwassertrübe Hvitá. Die Straße 35, die links im Bild am Ingólfsfjall entlang läuft, führt in nordöstlicher Richtung nach Reykholt und zum Laugarvatn; eine Abzweigung nach der Brücke (= Straße 36, knapp außerhalb des Bildrandes) führt nach Norden zum Thingvallavatn.
Landwirtschaftliche Nutzflächen westlich des Ingólfsfjall. Links am Bildrand Hveragerði an der Ringstraße.
Von oben lässt sich am Brennisteinsfjöll besonders gut erkennen, wie sich der Lavafluss ausgebreitet hat.
Der See Kleifarvatn, dem man nachsagt, er sei unheimlich (vielleicht weil sein Wasserspiegel beständig und erheblich schwankt, vielleicht aber auch, weil in seinen Tiefen ein Nessy-ähnliches Ungeheuer wohnen soll). Ganz oben rechts Hafnafjörður, eine der Trabantenstädte im Großraum Reykjavík.
An der Zufahrt zum Kleifarvatn liegt (hier rechts im Bild) der See Grænavatn, der im Gegensatz zu seinem Gegenüber auf der anderen Straßenseite, dem Maar Geststaðavatn, auffallend türkisgrün gefärbt ist - angeblich ein Hinweis auf wärmeliebende Algen und Kieselsäure. Etwas nördlich davon erkennt man die buntfarbenen Hänge des Geothermalfeldes Austurengjar (auch unter den Bezeichnungen Krýsuvík und Seltún in den Karten und Führern verzeichnet), eines der explosivsten Felder ganz Islands. Die Temperatur unter der Erdoberfläche beträgt rund 200 °C. Eine Bohrung, die Hafnarfjörður mit Wärme und Energie versorgen sollte, explodierte 1999 ohne jede Vorankündigung.
Ankunft in Keflavík
Wir landen gegen 9 Uhr 10 Ortszeit. Da Island keine Sommerzeit hat, sondern ganzjährig Greenwich Mean Time nutzt, gilt eine Zeitverschiebung gegenüber MESZ um zwei Stunden. Also 11 Uhr 10 Frankfurter Zeit. Im Duty Free Shop kostet die Stange Zigaretten 2490 isländische Kronen; das sind rund 23 Euro.
Seitenanfang - Vorhergehende Seite - Tourenübersicht - Nächste Seite